„Hör auf dich und deine Seele!“ oder „Folg deinem Herzen!“ Diese Sätze fallen in unserer spirituellen Szene immer wieder. Auch wenn wirklich nur du weißt, wohin es für dich in deinem Leben geht, ist es wichtig, innerliche Signale lesen zu lernen. Wir vergessen nämlich häufig eine entscheidende Fähigkeit: zu unterscheiden, welche innere Stimme wirklich spricht. Denn nicht jedes Gefühl, das aus unserem Inneren aufsteigt, ist automatisch unsere Intuition.
Nicht alles ist Intuition – wie wir lernen, unsere inneren Signale zu deuten

Intuition oder Schutz?

Unser Körper ist ein lebendiges Archiv. Er speichert Erlebnisse, die Freude und die Enttäuschung, die wir je erlebt haben. Diese gespeicherten Erfahrungen formen unsere Prägungen und lassen unser Inneres blitzschnell reagieren – auf das, was ihm vertraut erscheint oder als Bedrohung wahrnimmt. Hierbei können leicht Zweifel und Unsicherheiten für Entscheidungen im Leben entstehen, denn Schutzreaktionen fühlen sich genauso körperlich an wie Intuition. Beide kommen aus unserem Inneren, beide sprechen durch Empfindungen zu uns.

Die Schwierigkeit: Wir haben es nie wirklich gelernt, diese Signale zu lesen, diese subtilen Unterschiede zu erkennen. Stattdessen haben wir jahrelang trainiert zu denken, Situationen zu analysieren, Strategien zu entwickeln. Wir haben das Denken perfektioniert, während das Fühlen zurücktritt. So greifen wir oft nach vermeintlicher Intuition aus einem Zustand innerer Unruhe heraus – dabei entsteht Intuition eher in der Stille, nicht im Chaos unserer Gedanken.

Nicht alles ist Intuition – wie wir lernen, unsere inneren Signale zu deuten

Die feinen Unterschiede erkennen lernen

Nicht jedes innere Gefühl ist automatisch ein innerer Wegweiser unserer Intuition. Doch jedes Gefühl verdient unsere liebevolle Aufmerksamkeit. Es zeigt uns etwas, das in uns berührt wird. Was Platz braucht und eingebettet werden möchte. Die Kunst liegt darin, zwischen reaktiver Vergangenheit und lebendiger innerer Führung zu unterscheiden.

Wenn wir lernen wollen, zwischen reaktiver Vergangenheit und innerer Führung zu unterscheiden, können wir inneres Erleben lesen lernen.

Hier ein kleiner Eindruck, für den Unterschied:
Intuition ist oft leiser — Schutzmechanismen sind laut.
Intuition fühlt sich weit an — Schutzmechanismen oft eng.
Intuition ruht — Vergangenheit drängt und ist reaktiv.
Innere Wahrheit vertraut — Schutz will Sicherheit und kontrollieren.

Je weniger wir mit uns Selbst im Kontakt sind, desto schwerer wird es, zwischen beiden zu unterscheiden.

Nicht alles ist Intuition – wie wir lernen, unsere inneren Signale zu deuten

Schenk dir Zeit

Wenn wir lernen zu unterscheiden, lernen wir auch, was wir in herausfordernden Momenten wirklich brauchen. Darum beginnt der Weg zurück zur Intuition nicht im Kopf, sondern in unserem Körper – durch Regulation, durch das Aushalten von Leere und durch die Bereitschaft zur Stille. Wichtige Entscheidungen zu treffen kann manchmal ganz schön schwer sein. Und die innere Stimmigkeit zu finden, wohin es geht, bleibt für uns alle eine echte Herausforderung.

Es braucht innere Kapazität, um das Chaos, die Zweifel und Unsicherheiten in uns nicht wegzudrücken, sondern liebevoll zu halten. Es braucht eine Rückverbindung zur Sicherheit in unserem Körper durch bewusste Atmung, Erdung und Präsenz. Es geht darum, sich zu erlauben, vollkommen menschlich zu sein. Ins Fühlen zu kommen. Still zu werden. Und dann: zu lauschen und zu vertrauen.

Nicht alles ist Intuition – wie wir lernen, unsere inneren Signale zu deuten

In der Stille liegt die Wahrheit

Echte Intuition ist kein lauter Ruf, sondern ein sanftes Wissen, das in der Ruhe aufsteigt. Sie braucht Zeit, Raum und vor allem: unsere Bereitschaft, zwischen den verschiedenen Stimmen in uns zu unterscheiden. Wenn wir lernen, unsere Schutzreaktionen mit derselben Liebe zu betrachten wie unsere Sehnsüchte, öffnet sich ein Raum für wahre innere Klarheit. In diesem Raum können wir endlich hören, was schon immer da war – unsere eigene, unverwechselbare Wahrheit, die uns sanft durch das Leben führt.