Scham braucht Mut

Viel Mut.

Immer wieder stehen wir vor der Entscheidung, Transparenz zu leben oder uns zu verstecken. Immer wieder gibt es den Moment, in dem wir die Möglichkeit haben, uns von der Scham zu befreien und wir es wieder nicht tun.
Wieso nur?

Scham hat uns geschützt und will uns schützen.
Lieber sage ich Nein zu einem Teil von mir, als dass ich eine Bindung verliere. Lieber verleugne ich mich, als Sicherheit zu verlieren.

Doch das hat einen Preis. Es hat den Preis der Inkongruenz, den Preis des nur halben Lebens, den Preis, dort zu verweilen, dort stecken zu bleiben – versteckt zu bleiben.

Wie viel Energie unsere Entscheidung kostet, nur halb aufzutauchen. Wie sehr uns die Normen und Ideen darüber, wie und wer wir zu sein haben, an inneren Qualitäten der Lebendigkeit kosten.

Alles, wofür wir uns schämen, sind so oft verdrängte Qualitäten, die zurückgeholt werden wollen. Danke, Scham, dass du mich beschützt hast. Jetzt will ich in meiner Ganzheit leben.

Scham als Chance

Die Tür nach innen

Scham ist wie eine Blume, an der gerochen werden will.
Sie markiert die Schwelle zwischen dem, was wir zeigen dürfen, und dem, was wir ins innere Exil geschickt haben. Sie will gehört und gefühlt werden – nicht weggedrückt.
Scham löst sich, wenn sie gesehen werden darf.
In einem Raum, in dem Mitgefühl, Neugier und Präsenz herrschen.
Von einem Gegenüber, das dich einbetten kann in Annahme.
Kannst du mit mir und meiner Scham so liebevoll verweilen, bis ich mich hier wieder ganz annehmen und lieben kann?

Was will sich da in dir verstecken?
Wenn du dich von den Ideen, Normen und Ansprüchen, die dich beschämen, befreien könntest, welche wären das? Was fühlt sich natürlich an in dir, das du dir nicht erlaubst?
Wenn du nicht falsch bist, sondern die Konzepte es sind, die dich falsch fühlen lassen.
Und ohne sie – wie könntest du dann sein?

Scham ist nicht gegen uns, sie ist ein Tor.
Jedes Mal, wenn wir ihr begegnen und wählen, nicht wegzuschauen, öffnet sich unser Leben noch ein Stück tiefer.